Eine „Tatort“-Besprechung mit Papst Franziskus

Ich lande in München. Über der Stadt strahlt die Sonne vor einem wolkenlosen, königlich-blauen Himmel.

Man will sofort in den Biergarten. Auf direktem Weg.

Aber wahrscheinlich wären die eh alle überfüllt, und so gebe ich mich geschlagen und gehe zur Arbeit in meine Tatort-Besprechung.

Es ist seltsam heute, schon beim Ankommen. Ich wundere mich, dass die beiden Produzenten so leise und achtsam sprechen; ihre Hände so seltsam gefaltet halten, die eine vor der Brust fast andächtig über die andere gelegt.

Dann treten wir in den Besprechungsraum und fühle mich plötzlich wie in der 5. Klasse:

Kreuz

Damals fühlte ich mich ähnlich ratlos, als ich in der 5. Klasse zum ersten Mal im Religionsunterricht saß und auf das Kreuz über der Tafel starrte. Kurz vorher erst war ich in einer Orgelpfeifentaufe zusammen mit meinen vier Geschwistern der evangelischen Kirche zugeführt worden.

Ich war neun Jahre alt bei der Taufe und hatte während der ganzen Zeremonie einen Lachkrampf, während meine Geschwister bierernst auf die versammelte Verwandtschaft, welche die Kirchenbänke bevölkerte, guckten.

Später war mir fehlender Ernst an der Sache vorgeworfen worden.

Ich bin auch heute noch der Meinung, Dinge sollten Spaß machen. Auch Drehbuchbesprechungen.

Ich hole mich aus der Erinnerung zurück in den 4-Wochen-vor-Drehbeginn-Modus und erfahre, warum die Produzenten in Rom weilten und die letzte Besprechung deshalb in einer Telko stattfand – zumindest während der wenigen Minuten, in denen alle zeitgleich in der Leitung waren.

Man war also just beim Heiligen Vater zu Audienz gewesen. Der Papst hat sich einen Film der Produzenten angesehen. Fast hatte ich es erwartet, aber ich bin trotzdem ein bisschen enttäuscht: es war kein guter Krimi, sondern was Andächtiges.

Dieser Franziskus ist ein ruhiger, freundlicher und sehr, sehr alter Mann, wie ich nun aus erster Hand weiß. Einer mit mächtig Ausstrahlung.

Ein bisschen reden die Produzenten während der ganzen folgenden Tatort-Besprechung, als würde der Papst mit uns am Tisch sitzen. Gemessen, ruhig, und voll des Glaubens, dass am Schluss alles gut wird.

Eine der angenehmsten Besprechungen meines Lebens.

Franziskus, da muss ich trotz meiner protestantischen Seele sagen: da haste mit deiner nachhaltigen Ausstrahlung mal was gut gemacht.

Nur das mit der Verhütung und mit dem Kinder-klatschen, während man zeitgleich ihre Würde achtet, da musste echt nochmal länger drüber nachdenken.

5 Kommentare

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5 Antworten zu “Eine „Tatort“-Besprechung mit Papst Franziskus

  1. Na siehst du, ist doch alles gut gegangen, nachdem alles so hektisch angefangen hat. Amen!

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  2. Das kann ja nur gut werden, mit frisch importiertem päpstlichen Segen. Die Herren haben wahrscheinlich vor lauter Stolz den Mund nicht mehr zu gekriegt.

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  3. Frank Bergmann

    Jetzt kommt der Segen schon von oben. Dann kann ja nichts mehrt schief gehen

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  4. Wer so alles eine Audienz beim Pabst bekommt… Vielleicht sprechen wir auch mal vor? Nur der Vollständigkeit halber.

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